Wanderungen am Mittelrhein, im Rheingau und in Rheinhessen

Die Wanderlandschaft entlang des Rheins besticht durch ihre Romantik: steile Berghänge mit schroffen Felsen und ausgedehnten Weinbergen, verschlungene Pfade durch dichte Wälder und verträumte Auenlandschaften bieten vielfältige Perspektiven für den Wanderer.

Rheinblicke, Heilige und Weinberge: Natur und Kultur hoch über Rüdesheim

Rheingau

Burgen, Denkmäler, Klöster und der Weinanbau prägen den Rheingau, eine geschichtsträchtige und malerische Region unweit von Wiesbaden. Die Umgebung von Rüdesheim lässt sich im Herbst mit seiner prächtigen Laubfärbung am schönsten erwandern.

Dazu nutzen wir die gut ausgebauten Premium- und Qualitätswanderwege, wie z.B. der Rheinsteig, der Rheingauer Rieslingpfad oder dem Rheingauer Klostersteig. Die hier beschriebene Wanderung vermittelt den Teilnehmern eine Weinbauregion am Rhein, dem längsten Fluss Deutschlands,  mit idealen klimatischen Bedingungen, die schon vor vielen hundert Jahren von weinbautreibenden Klosterbrüder erkannt wurden. Noch heute wird der Weinanbau von den Schwestern der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim/Eibingen, betrieben. Auf dem  Klosterweingut werden 6.5 Hektar Rebflächen bewirtschaftet. Mit der Verarbeitung und Vermarktung ihrer Weine wollen sie u.a. das Menschen- und Weltbild der heiligen Hildegard von Bingen vermitteln. Körperliche Gesundheit und seelisches Heil bildeten für Hildegard den Einklang mit der Natur.

Rüdesheim und Rheingau

Rüdesheim mit seinen knapp 10.000 Einwohnern ist der Start- und Zielpunkt dieser Wanderung. Die Stadt mit ihren Stadtteilen geht hier bereits in die Region „Oberes Mittelrheintal“ über, das zum UNESCO Welterbe gehört. Der Weinbau lässt sich bis in die Römerzeit zurückverfolgen.  Weltberühmt wurde Rüdesheim jedoch durch die Touristenattraktionen „Niederwalddenkmal“ und die „Drosselgasse“. Später gehen wir darauf auch noch näher ein. Nun aber wenden wir uns der Region zu.

Man unterscheidet den Rheingau als (i) Region und als (ii) Weinanbaugebiet. Die Region erstreckt sich linksrheinisch von der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden bis Lorchhausen. Das Weinanbaugebiet erstreckt sich bereits einige Kilometer vorher ab Flörsheim am Main und bildet eine Fläche von ca. 40 km Länge und 2-3 km Breite. Im Vergleich zu den anderen Weinanbaugebieten in Deutschland, ist der Rheingau mit seiner Größe von ca. 3.000 Hektar Fläche relativ klein (im Vergleich dazu Rheinhessen mit 27.000  Hektar als größtes und die Hessische Bergstrasse mit 430 Hektar als kleinstes Weinanbaugebiet). Dennoch werden hier Spitzenweine, wie Riesling (80%) als Weißwein und Spätburgunder (20%) als Rotwein produziert.

Benediktinerinnenabtei St. Hildegard

Schon von weitem erhebt sich aus den Weinbergen heraus das markante Bauwerk der Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard. Der aus Sandstein im neoromanischen Stil  erbaute Gebäudekomplex wurde 1904 vollendet. Der Baustil im 19. Jahrhunderts wird auch Historismus genannt, da er auf Vorbilder historischer Baustile, z.B. Barock, Romanik, Gotik zurückgreift. Oft findet man hier eine Mixtur über verschiedene Baustile hinweg vereint.  

Die Abtei gehört zu den Nachfolgebauten der von der berühmten Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179) gegründeten und zwischenzeitlich zerstörten/aufgegebenen Kloster Eibingen und Rupertsberg (Disibodenberg). Heute arbeiten und leben 54  Benediktinerinnen im Einklang mit dem Menschen- und Weltbild der heiligen Hildegard: Körperliche Gesundheit und seelisches Heil. Wein nannte Hildegard „das Blut der Erde“ mit seiner reinigenden Wirkung auf Blut und Gefäße.  Zitat: “Der Wein – maßvoll genossen – heilt und erfreut den Menschen zutiefst durch seine große Kraft und Wärme…“ Schon damals betrieben die Schwestern der Klöster Rupertsberg und Eibingen erfolgreich Weinbau und ihre Weingüter hatten eine beträchtliche Bedeutung in der Region. 

Diese 850-jährige Tradition setzt das heutige Klosterweingut fort.  Das Klosterweingut verfügt über 6.5 Hektar Rebflächen; auch hier wird vorwiegend Riesling (87%) und Spätburgunder (23%) angebaut und in den Kellern des Klosterweingutes verarbeitet. In der klostereigenen Vinothek freuen sich die Schwestern auf Interessierte. Hier kann der Wein probiert und gekauft  werden. Neben dem Wein, werden auch weiter Naturprodukte wie Dinkelbrot, -nudeln, -gebäck, Gewürze und Tee angeboten.

Niederwalddenkmal und Rhein

Auf dem höchsten Punkt unserer Wanderung (300 Meter) sind wir am  Niederwalddenkmal angekommen. Vorweg ist zu erwähnen, dass das Niederwalddenkmal und die Abtei St.Hildegard kulturell und historisch nicht im Zusammenhang stehen. Das Denkmal wurde im Jahr 1883 nach 6-jähriger Bauzeit eröffnet und symbolisiert den deutschen Sieg über den deutsch/französischen Krieg 1870/1871 und der Gründung des deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871. Die dominante Figur Germania symbolisiert den Kaiserthron und das Relief im unteren Bereich zeigt 133 Generäle und Fürsten in  Aufbruchstimmung vor dem deutsch-französischen Krieg. Noch heute ist das Denkmal ein touristischer Anziehungspunkt und zwei Seilbahnen führen in wenigen Minuten die Besucher von Rüdesheim oder Assmannshausen hier hoch in den Niederwald.

Der Rhein ist der längste Fluss und wichtigste Transportader in Deutschland und  entspringt auf 2.500 Metern am Tomasee in der Schweiz und mündet in Rotterdam in die Nordsee. Der Rhein ist 1233 km lang, an der tiefsten Stelle der Loreley 26 Meter tief und durchfliesst vier Staaten (Schweiz, Österreich, Deutschland und Niederlande). Er ist einer der verkehrsreichsten Wasserstrassen der Welt. Die Wasserqualität hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert und bietet wieder vielen Fischen einen Lebensraum, unter anderem für Hecht, Aal, Barsch, Zander und Karpfen. Rüdesheim liegt fast auf der Hälfte bei Rhein-Kilometer 524-527. Die breiteste Stelle (bis zu 1000 Meter) befindet sich hier im Rheingau und wird durch kleinere Inseln durchzogen. Wie schon zu Beginn unserer Wanderung  erwähnt, bildet die Sonnenreflexion ideale Bedingungen für den Weinbau und die Trauben können hier mit ausreichend viel Sonne versorgt werden. Wir blicken von hier auf die gegenüberliegenden Seite und auf die Mündung des Flusses Nahe, ein Nebenfluss des Rheins und gleichnamiges Weinanbaugebiet in Rheinland-Pfalz.

 

Wanderstrecke zum download in Komoot

Weiterführende Informationen:

  • Beste Jahreszeit: Herbst (Laubfärbung, Weinlese)
  • Zielgruppe: Familien
  • Strecke: Halbtages- und Rundwanderung auf leicht begehbaren Wegen
    13 km mit 235 Metern im Auf- und Abstieg
  • Anforderungen: Gute Grundkondition, bequemes Schuhwerk mit rutschfesten Sohlen, Wind- und Regenschutz, ggf. Wanderstöcke mit Gummipuffer

Anreisemöglichkeiten:

  • ÖPNV: ab/an Rüdesheim Bahnhof mit RB10 stündlich (www.rmv.de)
  • kostenfreier Parkplatz am Friedhof Ortseingang oder in der Gerichtstrasse
  • kostenpflichtige Parkplätze am Bahnhof und/oder ausgewiesenen Parkplätzen